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Historischer Rundgang im Nikolai Quartier

Tauchen Sie mit dem historischen Rundgang in die Ursprünge des Nikolai Quartiers und der Handelsstadt Hamburg ein!

An 14 Stationen werden auf Infotafeln spannende Geschichten und Fakten aus der Vergangenheit der Hamburger Neustadt erzählt. Der Rundgang wird durch Audiodateien ergänzt, somit wird die Geschichte lebendig. An allen Stationen befindet sich ein QR-Code mit dem der passende Podcast aufgerufen und abgespielt werden kann.

Der Rundgang fängt am Rathaus an und führt über das Nikolaifleet, die Patriotische Gesellschaft, die Trostbrücke, die Bohnenstraße, die Neue Burg, das Mahnmal St. Nikolai, den Hopfenmarkt, den Großen Burstah, die Altenwallbrücke, das Mönkedammfleet, den Adolphsplatz, das Alsterfleet bis hin zum Alten Wall.

Auch hier auf der Homepage können Sie den Rundgang erleben. Klicken Sie sich durch die einzelnen Stationen und hören Sie die spannende Geschichte des Nikolai Quartiers bequem von zuhause.

Viel Spaß beim Erkunden!

Station 1: Das Hamburger Rathaus – Besuch des Kaisers

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Das Hamburger Rathaus mit dem 112 Meter hohen Turm ruht auf rund 4.000 Eichenpfählen. Der Amtssitz des Ersten Bürgermeisters beherbergt 647 Zimmer, mehrere Festsäle und den Plenarsaal der Hamburgischen Bürgerschaft, die alle 14 Tage immer mittwochs tagt. 

Im Jahr 1842 war das alte Rathaus an der Trostbrücke während des Großen Brandes für eine Feuerschneise gesprengt worden. Die Planungen für einen Neubau begannen wegen der schlechten finanziellen Lage der Stadt erst 1854. Viele bekannte Baumeister, darunter Gottfried Semper und Alexis de Chateauneuf, reichten insgesamt 43 Entwürfe ein. Alle wurden von den Hamburger Bürgern abgelehnt. Beim zweiten Wettbewerb 1876 fielen sogar 128 Entwürfe durch. Erst weitere fünf Jahre später konnte ein einheimischer „Rathausmeisterbund“ unter der Leitung des Hamburger Architekt Martin Haller mit dem Entwurf eines Neorenaissance-Baus überzeugen. Am 6. Mai 1886 wurde der Grundstein am Rathausmarkt gelegt, doch die Bauarbeiten mussten durch Wirtschaftskrisen, Streiks, Kriege und die Cholera mehrmals unterbrochen werden. Der Hygieia-Brunnen im Innenhof des Rathauses erinnert an die letzte Epidemie 1892, als rund 10.000 Hamburger starben.

So wurde das neue Hamburger Rathaus erst nach 13 Jahren Bauzeit am 25. Oktober 1897 eingeweiht. Seine Sandstein-Fassade weist auf den hanseatischen Geist hin: Die Darstellungen der bürgerlichen Tugenden – Tapferkeit, Frömmigkeit, Fleiß und Eintracht – thronen bewusst über den 20, jeweils 600 Kilogramm schweren Bronze-Figuren deutscher Kaiser und Könige, die in den Fensternischen zum Rathausmarkt hin verankert sind. Dies versinnbildlicht die freiheitliche Rolle der Hansestadt Hamburg gegenüber der Krone.

 

Station 2: Am Nikolaifleet Entstehung des Hafens 

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Die Hamburger Neustadt wurde 1187 von Graf Adolf III. von Holstein auf dem Gelände der ehemaligen „Neuen Burg“ am heutigen Hopfenmarkt gegründet. Die Siedler, hauptsächlich Kaufleute und Schiffer, begannen sogleich mit dem Bau eines „Alsterhafens“. Dieser befand sich etwa am Ende des heutigen Nikolaifleets, das nach dem Heiligen Nikolaus von Myra, dem Schutzpatron der Seefahrer, benannt ist. Am 7. Mai 1189 unterzeichnete der römisch-deutsche Kaiser Friedrich Barbarossa während seines Kreuzzugs nach Jerusalem seinem Gefährten Graf Adolf III. einen Freibrief, der den Hamburgern umfangreiche Handels- und stadtrechtliche Privilegien garantierte. Dieser Freibrief gilt als die Geburtsurkunde des Hafens, obwohl inzwischenbewiesen ist, dass es sich hierbei um eine Fälschung handelte. Gleichwohl entwickelte sich das Nikolaifleet rasch zu einem wirtschaftlichen und politischen Zentrum der Neustadt, die sich 1216 mit der Altstadt zusammenschloss. Ab dem Mittelalter entstanden entlang des Fleets die Häuser der Kaufleute, die zugleich als Wohn-, Kontor- und Lagerhäuser dienten. An ihren Vorder- und Rückseiten befanden sich Flaschenzüge für die Handelsware, die im Nikolaifleet von den Seeschiffen auf Schuten umgeladen wurde, um sie zu ihren Zielorten in der Stadt zu transportieren.
Während des Großen Brandes 1842 wurde der alte „Alsterhafen“ komplett zerstört. Auch das Schicksal des schmalen Nikolaifleets war bereits besiegelt, da die Frachtschiffe immer größer wurden und der Hafen sich daher mehr und mehr an die Elbe verlagern musste. Im Jahr 1866 wurde mit dem Sandtorhafen das erste künstlich geschaffene Hafenbecken eröffnet und 1883 begannen die Bauarbeiten für die Speicherstadt.

 

Station 3: Die Patriotische Gesellschaft – zum Gemeinwohl der Stadt

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Das Haus der Patriotischen Gesellschaft, zwischen 1844 und 1847 erbaut von Theodor Bülau, gilt als eines der bedeutendsten Baudenkmäler Hamburgs. Der moderne viergeschossige Mauerwerksbau, der bereits 1878 um ein Stockwerk erhöht und 1924/25 weiter aufgestockt wurde, besaß bereits damals asphaltierte Fußböden im Erdgeschoss und Toiletten mit Wasserspülung. Er wurde genau an der Stelle errichtet, an der 600 Jahre lang das alte Hamburger Rathaus gestanden hatte, bis es während des Großen Brandes 1842 für eine Feuerschneise gesprengt wurde. Bis zur Fertigstellung des neuen Rathauses am Rathausmarkt 1897 tagte die Hamburgische Bürgerschaft im Haus der Patriotischen Gesellschaft.

Die Patriotische Gesellschaft wurde am 11. April 1765 im Geiste der Aufklärung als „Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe“ gegründet. In der damals streng nach Ständen geordneten Gesellschaft war sie ein Novum: Denn ihre Mitglieder gehörten vollkommen unterschiedlichen Berufsgruppen und Schichten an, von Handwerkern über Kaufleute bis hin zu Medizinern und Juristen. Sie alle waren jedoch von den Idealen der Aufklärung, der Idee der „Gleichheit der Menschen“ und dem Wunsch beseelt, die Bürgerrechte und das Gemeinwohl zu stärken. Der Begriff „patriotisch“ stand damals für Fortschritt und republikanisches Denken – für bürgerliche Mitbestimmung anstelle absolutistischer Regierungssysteme.

Die Patriotische Gesellschaft, die älteste zivilgesellschaftliche Organisation im deutschen Sprachraum, ist bis heute ein Verein, in dem sich Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich sowie konfessionell und parteipolitisch unabhängig für das Gemeinwohl der Stadt engagieren.

 

Station 4: Die Trostbrücke – Wiederaufbau Hamburgs 

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Die Trostbrücke, eine der ältesten Brücken Hamburgs, wurde zum ersten Mal 1266 urkundlich erwähnt. Warum sie so heißt, ist nicht eindeutig geklärt. Zwischendurch nannte man sie „Wechslerbrücke“, weil auf ihr die privaten Geldwechsler arbeiteten. Erst ab Mitte des 16. Jahrhunderts setzte sich der bis heute gültige Name durch, da die Trostbrücke über das Nikolaifleet hinüber zum Niedergericht führte, das neben dem alten Hamburger Rathaus gegenüber der alten Börse angesiedelt war. Es heißt, dass damals ein großes Kreuz auf der Brücke gestanden habe, das den todgeweihten Delinquenten Trost spenden sollte. Eine weitere Theorie besagt, dass die Brücke ihren Namen einem Hamburger Kaufmann namens Trost verdankt, dessen Haus direkt an die Brücke grenzte. Die Trostbrücke war aus Holz gebaut. Während des Großen Brandes 1842 wurde sie zerstört und wiederaufgebaut. In den Jahren 1843 und 1847 wurde sie von schweren Sturmfluten massiv beschädigt. Erst 1882 stand genügend Kapital zur Verfügung, so dass der Senat den Bau einer Brücke aus Stein in Auftrag geben konnte. In der Mitte der Brücke steht auf der Nordseite seitdem die Statue des Heiligen St. Ansgar, der ab 834 Bischof von Hamburg war. Ihm gegenüber ist Graf Adolf III. von Holstein zu sehen, der 1187 die Neustadt gegründet hatte. Diese beiden Werke des Bildhauers Engelbert Pfeiffer symbolisieren die Vereinigung der bischöflich-geistlichen Altstadt auf dem Ostufer des Nikolaifleets mit der gräflich-weltlichen Neustadt um die Nikolaikirche auf dem westlichen Ufer im Jahre 1216. 

 

Station 5: Die Bohnenstraße – zwischen Buchhandlung und Börsenhalle

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Die Bohnenstraße, die sich als Verlängerung der Straße Neue Burg am Ostufer des Nikolaifleets entlangschlängelte und die Trostbrücke mit dem Großen Burstah verband, wurde seit dem Mittelalter mit Holzbohlen gegen Überflutungen geschützt. Man nimmt daher an, dass sie früher Bohlenstraße hieß, bis ein Stadtschreiber sich einen Schreibfehler leistete. Kaum jemand heute weiß, dass in dieser schmalen Gasse im 19. Jahrhundert zwei wichtige Zentren für die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung Hamburgs angesiedelt waren: Zum einen die Buchhandlung von Julius Campe, der den 1810 gegründeten Hoffmann & Campe-Verlag dank seiner publikumswirksamen Autoren aus dem Kreis des sogenannten „Jungen Deutschlands“ – wie etwa Heinrich Heine – zu einem der führenden deutschen Literaturverlage aufbaute. Zum anderen wurde an der Bohnenstraße 1804 die private Hamburger Börsenhalle eröffnet, eine Geschäftsidee des Kaufmanns Gerhard von Hoßtrup. Sie wurde neben der alten Hamburger Börse aus dem Jahre 1583 zu einem geschätzten Treffpunkt der Hamburger Kaufleute, denn sie konnte im Winter beheizt werden. Beide Gebäude symbolisierten die enorme wirtschaftliche Bedeutung des Nikolai Quartiers für die Hansestadt; beide Häuser wurden jedoch während des Großen Brandes 1842 zerstört. 

Anfang der 1970er Jahre wurde die Bohnenstraße mit einem Bürokomplex überbaut. Dadurch wurde die traditionelle Verbindung aus der Innenstadt zum Katharinenviertel und der Speicherstadt unterbrochen.

 

Station 6: Die Nikolaikirche Mahnmal St. Nikolai 

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Im Jahre 1195, wenige Jahre nach Gründung der weltlichen Neustadt, verlangten die Siedler nach einer eigenen Kirche. Graf Adolf III. ließ daraufhin eine Kapelle errichten, in der rund 300 Menschen Platz fanden. Viele von ihnen waren Kaufleute und Seefahrer. So wurde die Kapelle dem Heiligen Nikolaus geweiht dem Bischof von Myra in Klein-Asien, der als Seefahrer viele Menschen aus der Seenot gerettet hatte. 

Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Bau immer wieder erweitert: Im Jahr 1659 erhielt die St. Nikolaikirche bereits ihren dritten Turm, der jedoch während des Großen Brandes am Nachmittag des 5. Mai 1842 Feuer fing, umstürzte und das gesamte Kirchenschiff entzündete. Vor dem Wiederaufbau kam es in der Stadt zu heftigen öffentlichen Debatten über den Baustil. Am Ende setzten sich die Befürworter der Neugotik durch, die diese „Orientierung gebende, strenge Architektur“ der „neoklassizistischen Leichtigkeit und Eleganz“ vorzogen, die zum Beispiel Gottfried Semper vertrat. So wurde die neue St. Nikolaikirche nach den Plänen des weitgehend unbekannten englischen Architekten George Gilbert Scott errichtet. 1874 im Jahre der Fertigstellung des Turmes war er mit 147,3 Metern der höchste Kirchturm der Welt.

Heute ist er immer noch der fünfthöchste. In der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 wurde das Kirchenschiff 101 Jahre nach dem Großen Brand erneut zerstört. Der Turm dagegen überstand die Luftangriffe während der „Operation Gomorrha“ beinahe unversehrt. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen die Kirche und die Stadt, die Ruine zu einem Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zwischen 1933 und 1945 umzugestalten – zu einem zentralen Ort des Gedenkens für alle Hamburger.

 

Station 7: Der Hopfenmarkt – das Fundament der "Neuen Burg"

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Am Hopfenmarkt liegen die verschiedenen Epochen der Hamburger Stadtgeschichte deutlich sichtbar übereinander: 

Unter den Trümmerresten zerbombter Häuser aus dem Zweiten Weltkrieg fanden Ausgrabungsexperten des Archäologischen Museums Hamburg im Jahre 2017 zunächst Teile des Fundaments der alten Nikolaikirche, die 1842 abgebrannt war. Darunter entdeckten sie gut erhaltene Eichenstämme aus dem Schutzwall der „Neuen Burg“. Anhand der Jahresringe konnten sie nachweisen, dass die ‚Neue Burg‘ 1024 erbaut wurde und rund 40 Jahre älter war als bisher angenommen. Ein weiteres Ergebnis der Ausgrabungen am Hopfenmarkt: Bei der sogenannten Alsterburg, die hier einmal gestanden haben soll, handelt es sich um einen jahrhundertealten Mythos. Seinen Namen verdankt der Hopfenmarkt den Hamburger Bierbrauern, die hier ab dem 14. Jahrhundert ihre Rohstoffe einkauften. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus der erste Hamburger Großmarkt für Lebensmittel; anfänglich mit etwa 50 bis 60 Verkaufsständen sowie einer amtlich zugelassenen Verkaufsstelle für Fleisch. Von 1897 bis zur endgültigen Verlegung des Marktbetriebs auf den Deichtorplatz 1911 wurden auf dem Hopfenmarkt ausschließlich Gemüse und Obst angeboten. In der Blütezeit des Marktes gab es rund 900 Verkaufsstände. Seit 1975 steht der „Vierländerin-Brunnen“ auf diesem Platz. Er erinnert daran, dass die einst auf dem Hopfenmarkt gehandelten Produkte überwiegend aus den fruchtbaren Vierlanden im Osten Hamburgs stammten. 

 

Station 8. Der große Burstah – Hamburgs Flaschenhals

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Seit dem Mittelalter bis zum Bau der Ost-West-Straße nach dem Zweiten Weltkrieg – heute Willy-Brandt-Straße und Ludwig-Erhard-Straße – war der Große Burstah die wichtigste Ost-West- Querung der aufstrebenden Stadt. Gleichzeitig bildete er die befestigte Grenze des Nikolai Quartiers nach Norden hin. „Bur“ steht dabei für Bürger, „Stah“ für „Gestade“. Somit könnte mit „Burstah“ eine „Flaniermeile“ gemeint sein, erklären Sprachforscher die Herkunft des Straßennamens. Obwohl der Große Burstah nach dem Großen Brand 1842 großzügig verbreitert wurde, bezeichneten die Hamburger ihn zunehmend als „Flaschenhals“. Denn mit der rasanten Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs wurden der Rödingsmarkt und der Rathausmarkt ab 1866 zu den wichtigsten Verkehrsknotenpunkten der Stadt. So gut wie alle Straßenbahnen mussten daher durch den Großen Burstah fahren. Zur Jahrhundertwende zählte man bis zu 70 Straßenbahnzüge pro Stunde in dieser belebten Einkaufsstraße. So eröffnete auch der Berliner Kaufmann Oskar Tietz mit der finanziellen Hilfe seines Onkels Hermann Tietz am 1. März 1897 hier sein erstes Warenhaus. Während der Bombenangriffe auf Hamburg im Zweiten Weltkrieg wurden viele Häuser im Großen Burstah schwer getroffen. Der hatte zu diesem Zeitpunkt seine Rolle als Haupteinkaufsstraße an den Jungfernstieg und an die Mönckebergstraße verloren. Langfristig soll der Große Burstah wieder zu den benachbarten Einkaufsquartieren aufschließen. Ein „Flaschenhals“ ist er nach wie vor, auch wenn dieser sich heute ausschließlich auf Busse bezieht: Denn die Straßenbahn verkehrt in Hamburg bereits seit dem 1. Oktober 1978 nicht mehr.

 

Station 9: Die Altenwallbrücke – Bau der U-Bahn

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Die kurze Altenwallbrücke führt seit 1840 über das Mönkedammfleet in die Straße Alter Wall. Der Alte Wall wurde 1430 als Teil der Hamburger Befestigungsanlagen gebaut. Ab 1560 wurde er nicht mehr benötigt, da mit dem Neuen Wall eine dem Stadtkern vorgelagerte Bastion errichtet wurde. Der alte Befestigungsbau wurde abgetragen, der Name aber blieb. Später wurde die Straße auch „Dreckwall“ genannt, vermutlich deswegen, weil dort Schutt und Unrat abgeladen wurden. Die Altenwallbrücke wurde 1910 erheblich verbreitert, um die baulichen Voraussetzungen für die neue Hochbahn zu schaffen, die zwischen 1906 und 1912 fertiggestellt wurde. Im Jahr 2002 wurde die Brücke komplett erneuert. Sie liegt nach wie vor im Schatten des mächtigen Hochbahn-Viadukts. Mit der steilsten Gleisrampe der Welt beginnt hier der wohl schönste Streckenabschnitt der sogenannten „Ringlinie“, der heutigen U-Bahnlinie 3. Sie führt von der benachbarten Haltestelle Rödingsmarkt über die Station Baumwall bis hin zu den Landungsbrücken am Hafen entlang. Gleichzeitig ist dies auch einer der ältesten Gleisabschnitte der Hamburger Hochbahn.

 

Station 10: Mönkedammfleet – die letzte Choleraepidemie

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Um 1830 herum war das Mönkedammfleet eines von 29 nutzbaren Fleeten in der Stadt. Sie waren hauptsächlich aus den Mündungsarmen von Alster und Bille in die Elbe hervorgegangen und wurden zur Entwässerung und als Stadtgräben zur Verteidigung genutzt. Gleichzeitig dienten sie dem wachsenden Warenverkehr innerhalb der Stadt – und nicht zuletzt als illegale Mülldeponie, denn die meisten Anwohner ließen damals ihre Abfälle inklusive der Fäkalien, Tierkadaver und Schlachtreste vor ihren Häusern in den engen Gassen liegen oder kippten den Müll aus ihren Wohnungen hinunter ins Fleet. Die hygienischen Verhältnisse in der Stadt waren zu jener Zeit katastrophal. Im 19. Jahrhundert brach immer wieder die Cholera aus, die schwerste, aber auch letzte Epidemie registrierte man 1892. Damals starben rund 10.000 Menschen. Durch die Vermüllung der Wasserarme war ein neuer Beruf entstanden: Die „Fleetenkieker“ sollten im Auftrag der „Düpekommission“ des Senats die Schiffbarkeit und die Reinhaltung der Fleete sicherstellen. Ab dem 18. Jahrhundert waren damit die Müllsammler gemeint, die die Fleete bei Niedrigwasser nach verwertbaren Gegenständen absuchten, mit denen sich Geld verdienen ließ. Heute ist das Mönkedammfleet eines der wenigen erhaltenen Fleete, die nicht zugeschüttet wurden. Es zweigt vom Alsterfleet ab, der einzigen schiffbaren Verbindung zwischen Alster und Elbe, und endet kurz vor dem Adolphsplatz. Die Rampenstützen der U-Bahnlinie 3 wurden direkt ins Mönkedammfleet eingelassen. 

 

Station 11: Der Adolphsplatz – Rettung der Börse

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Seinen Namen verdankt der Platz Adolph IV., Graf von Holstein und Schauenburg. Nach seinem Sieg über die Truppen des dänischen Königs Waldemar am 22. Juli 1227 bei Bornhöved stiftete er der Stadt Hamburg das Maria-Magdalenen-Kloster, da ihm die Heilige vor der Schlacht im Traum erschienen war. Das Kloster, in dem Adolph IV. selbst als bettelnder Franziskanermönch viele Jahre gelebt hatte, wurde im Zuge der Reformation ab 1531 als Witwenheim genutzt. Im Jahr 1839 musste es dem spätklassizistischen Neubau der Hamburger Börse weichen, der 1841 eingeweiht wurde. Nur ein Jahr später brach der Große Brand aus. Als Teile der Gängeviertel in Flammen standen, suchten viele Hundert Menschen Schutz in dem massiven Steingebäude, das von dem weiten Platz umgeben war. Als das Kupferdach durch die Hitze zu schmelzen begann, ließ der Senat das Gebäude evakuieren. Doch der Kaufmann Theodor Dill und neun weitere Hamburger Kaufleute widersetzten sich dem Räumungsbefehl. Sie trugen alle brennbaren Gegenstände hinaus auf den Adolphsplatz und versuchten, die Neue Börse mit dem wenigen Wasser, das ihnen zur Verfügung stand, zu sichern und die Brandnester im Inneren zu löschen. Nach 24 Stunden läuteten die zehn Männer die Börsenglocke und hissten eine weiße Fahne – der Stolz der Hamburger Kaufmannschaft war gerettet. Heute residiert die Handelskammer in dem Gebäude. Im Erdgeschoss wird das historische Hamburger Stadtsiegel aus dem 14. Jahrhundert ausgestellt. Es wurde 2012 auf einer Auktion für 450.000 Euro von Stiftungen, Privatpersonen und Unternehmen gemeinsam ersteigert. Bis zum Jahre 1811 diente das Siegel zur Beurkundung aller Verträge der Finanz- und Außenpolitik der Stadt.

 

Station 12: Am Alsterfleet – zwischen Alster und Elbe

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Ursprünglich war das Alsterfleet ein tiefer Wassergraben, der zur Befestigungsanlage „Alter Wall“ gehörte. Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert schützte es die Stadt, ab 1530 wurde es in das verzweigte Fleete-System integriert und schiffbar gemacht. Eine Zeit lang hieß es damals Admiralitätsstraßenfleet. Im 19. Jahrhundert wurde es auch als „Kleine Alster“ bezeichnet. Im Jahr 1846 wurde das Alsterfleet im Zuge des Wiederaufbaus der Innenstadt nach dem Großen Brand begradigt. An seiner Westseite errichtete der Architekt Alexis de Chateauneuf die Alsterarkaden nach venezianischem Vorbild. Das Alsterfleet ist die einzige schiffbare Verbindung zwischen Alster und Elbe. Im Norden liegt die Rathausschleuse, im Süden die Schaartorschleuse. Diese beiden Schleusen regeln die notwendige Entwässerung der Alster. Der Pegel der Alster wird täglich um etwa 10 Zentimeter gesenkt. Das geschieht vorwiegend nachts, weil dabei eine starke Strömung entsteht, die für den Schiffs- und Bootsverkehr auf der Alster gefährlich werden kann. Die Schaartorschleuse gehört zur Hamburger Deichverteidigungslinie: Um die Alster auch bei Elbhochwasser entwässern zu können, wurden drei Pumpen installiert, die pro Stunde bis zu 130.000 Kubikmeter Wasser aus der Alster in die Elbe befördern können. Im Jahr 2014 wurden neben beiden Schleusen zwei Fischtreppen gebaut, um den Fischen den Abstieg in die Elbe oder den Aufstieg in die Alster zu ermöglichen. 

 

Station 13: Der Alte Wall – die neue Flaniermeile

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Nachdem der Alte Wall durch den vorgelagerten Neuen Wall als Befestigungsanlage nutzlos geworden war, wurde das Gelände zunächst als Müllhalde genutzt. Doch um 1580 herum siedelten sich hier sephardische Juden an, die seit 1492 von der iberischen Halbinsel systematisch vertrieben worden waren. Im Jahr 1612 errichteten sie ihren ersten „Betsaal“, später kamen die Betsäle weiterer jüdischer Gemeinden in Hamburg hinzu. Anfang des 19. Jahrhunderts eröffneten hier auch zahlreiche Gast- und Vergnügungsstätten. Zu diesem Zeitpunkt war die Straße das Zentrum der privaten Geldverleiher. Nach dem Großen Brand wurde mit dem Kontorhaus-Ensemble am Alten Wall eine steinerne Grenze zwischen dem Nikolai Quartier und der Neustadt in Richtung Gänsemarkt geschaffen. Zwischen diesen Gebäuden und der Nordfassade des Rathauses befand sich für viele Jahrzehnte ein Parkplatz. Im Jahr 2014 begannen umfangreiche Bauarbeiten für eine neue Einkaufs- und Büropassage in den alten Kontorhäusern, in die auch das Bucerius-Kunstforum mit insgesamt 3000 Quadratmetern Ausstellungsfläche integriert wurde. Die historischen Fassaden blieben erhalten, der Parkplatz wurde zu einem Boulevard umgestaltet. Autos können nun in einer Tiefgarage unter dem Alsterfleet parken. Darüber hinaus verbindet die neue Alsterfleetbrücke den Neuen Wall mit dem Alten Wall und schafft so einen direkten Zugang zum offenen Innenhof des Hamburger Rathauses. Dadurch wird die historische Verbindung zwischen Neuer Wall und Jungfernstieg mit der Mönckebergstraße und der Spitalerstraße wiederbelebt. 

 

Station 14: Die Neue Burg

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Nachdem die Hammaburg am Domplatz im Jahre 1018 von den Slawen überfallen und gebrandschatzt wurde und es auch in anderen norddeutschen Siedlungen und Handelsplätzen immer wieder zu Überfällen der Slawen kam, beschloss der Sachsenkönig Bernhard II., seine „Perle zwischen Alster und Elbe“ mit einer Befestigungsanlage zu schützen. Der Bau der Neuen Burg war ein für die damalige Zeit enorm ehrgeiziges Vorhaben. Er begann im Jahre 1021: Der Wall umschloss eine Fläche von rund 0,7 Hektar, was etwa der Größe eines Fußballfeldes entspricht. Er war bis zu 36 Meter breit und mindestens fünf Meter hoch, denn er sollte die Siedlung nicht nur gegen Feinde, sondern auch vor Hochwasser schützen. Die Bauzeit betrug gut zwölf Jahre. Während der umfangreichen Ausgrabungen durch die Experten des Archäologischen Museums Hamburg, die dank der baulichen Umgestaltung des Nikolai Quartiers durch das BID im Jahre 2019 beginnen konnten, wurden bereits einige Rätsel des mittelalterlichen Lebens in Hamburg gelöst. So weiß man heute, dass Adolf III. im Jahre 1188 genau an dieser Stelle die damalige gräfliche Neustadt gründete. Dies geht auch aus einem Freibrief aus jenem Jahr an Wirad von Boizenburg hervor, in dem 50 Hamburger Kaufleute erwähnt werden, die als eine Art Unternehmerverband auftraten. Im Jahr 1195 schenkte Adolf III. dem expandierenden Handelsplatz die Nikolaikapelle. Sie wurde auf dem Schutzwall errichtet, der zu diesem Zeitpunkt als Befestigungsanlage nicht mehr genutzt wurde. Über die Gründe, die zum Untergang der Neuen Burg führten, ist bis heute nichts bekannt.

HINWEIS: Gehen Sie nun bitte durch das Kirchenschiff des Mahnmals St. Nikolai hindurch, vor dem Eingangsportal finden Sie auf der linken Seite (zur Kirche gewandt) die Station 6.